Plakat Friede auf Erden Dezember 2001

Friede auf Erden

  • Autor:

    KIT Kammerchor

  • Datum: 09.12.2001
  • Ort: St. Peter und Paul Durlach

Mitwirkende

Kammerchor der Universität Karlsruhe, Leitung: Nikolaus Indlekofer

Sopran:    Barbara Rohrhuber, Bettina Meyer-Hamme, Claudia Querfeld,
Gabriele Schreitmüller, Ingrid König, Manuela Henninger,
Marianne Fischer, Ursula Gabel, Ute-Friederike Schlee
Alt:    Lea Schmidt, Lydia Lehmann, Miam Eichler, Pamela Klein,
Ruth Maucher, Ulrike Schmid, Ute Kubesch-Christoph
Tenor:     Charles-Marie De Graeve, Florian Metze, Fred Hertweck,
Paul Legeland, Stefan König, Thomas Kiefer, Thomas Rohm
Bass:     Boris-Alexander Bolles, Gerhard Benitz, Matthias Burghardt,
Michael Aschke, Ralf Keser, Thomas Krahm, Thomas Nierlin

 

Programm

Programm Firriede auf Erden Dezember 2001

aus dem Programmheft:

Zum Programm

Das Thema Friede auf Erden ist seit je her besonders eng mit der Advents- und Weihnachtszeit verbunden, ist es doch eine der Hauptbotschaften, die die Engel bei der Geburt Christi den Menschen verkündigten. „Et in terra pax hominibus". Genauso alt ist allerdings auch der Widerspruch, der sich aus dieser Verkündigung und der unfriedlichen, ja oft gewalttätigen Realität der Menschen ergibt. Vielleicht ist das auch ein Grund, weshalb das Thema immer wieder in der Kunst und insbesondere in der Musik aufgegriffen wird.
Heinrich Schütz lebte, als in Europa durch den 30-jährigen Krieg Elend und Hunger verbreitet war. Sein „Verleih uns Frieden" aus der Motettensammlung Geistliche Chormusik, die 1648 veröffentlicht wurde, erhält in diesem Kontext eine große Eindringlichkeit.
200 Jahre später lebte Ernst Friedrich Richter. Er wirkte ab 1843 am Konservatorium in Leipzig als Kompositions­lehrer und wurde im Jahr 1868 zum Thomaskantor und Universitätsmusikdirektor berufen. Er schrieb für seine Zeit im konservativen Stil hauptsächlich geistliche Chormusik und Kammermusikwerke. Der Text seiner Motette stammt aus dem Buch Jesaja, das zur Zeit der Babylonischen Gefangenschaft entstanden ist und Hoffnung auf eine baldige Befreiung und Erlösung der Israeliten vermitteln soll.
Samuel Barber und Randall Thompson sind zwei wichtige Komponisten der USA im 20. Jahrhundert. Das Agnus Dei, wichtiger Teil jeder Messvertonung, erhält seine Bedeutung vor allem durch die letzte Bitte: „Dona nobis Pacem". Das Agnus Dei von Barber ist eine Einzelkomposition, die durch eine Bearbeitung eines Streichquartettsatzes für Chor a cappella entstanden ist. Sie trifft aber mit der klanglichen Tiefe, der großen Ruhe und Eindringlichkeit, die Textaussage mit großer Expressivität.
Den Abschluß des Konzertes bildet das „Querela Pacis" des niederländischen Komponisten Henk Badings. Er wurde 1907 in Java geboren, studierte in Rotterdam und lehrte darauf an verschiedenen Hochschulen in Holland. Von 1962 bis 1971 hatte er eine Kompositionsprofessur in Stuttgart inne.
Desiderius Erasmus (Erasmus von Rotterdam) veröffentliche im Jahr 1517 seine Schrift Querela Pacis (Klage des Friedens), in der er den hohen Wert des Friedens beschwor. Henk Badings vertonte diesen Text mit Mitteln wie chromatischen Tonhäufungen zu sogenannten Clustern und polyrhythmischen Passagen. Über allem steht aber eine sehr enge Textbezogenheit und ein gutes Gespür für chorische Klanggestaltung.
Die humanistische, pazifistische Haltung des Erasmus muß uns aber immer wieder als Maß- und Prüfstein vor Augen geführt werden. Seine Mahnungen haben bis heute nichts an Aktualität eingebüßt.

Nikolaus Indlekofer

 

Friede auf Erden

„Mein Chor ,Friede auf Erden' ist eine Illusion für gemischten Chor, eine Illusion, wie ich heute weiß, der ich 1906, als ich sie komponierte, diese reine Harmonie unter Menschen für denkbar hielt." (Arnold Schönberg, 1923)

1906 schrieb Arnold Schönberg (1874-1951) zu dem Gedicht von Conrad Ferdinand Meyer das Chorwerk „Friede auf Erden" op.13.
Der Text des Stückes lässt sich in vier große Teile untergliedern. Der erste Teil erzählt die Weihnachtsgeschichte, in der die Engel den Hirten die Ankunft des Sohn Gottes und den Frieden verkünden. Im zweiten Teil wird die Zeit nach Christi Geburt beschrieben: es herrschen Kriege und Kämpfe, so dass die Engel nur noch verzweifelt, zaghaft und bittend den Menschen ihr „Friede auf der Erde" zurufen können. Auch im dritten Teil werden die ständigen Kriege angesprochen. Doch hier ist etwas von der Hoffnung und dem Vertrauen in die Menschen zu spüren, dass die Zeit der Kriege ein Ende haben wird. Im letzten Teil wird dargestellt, dass es eine Erde geben wird, auf der Friede herrscht und sich damit endlich die Botschaft der Engel erfüllen wird.
„Friede auf Erden" op. 13 stellt für Schönbergs Kompositionstätigkeit eine entscheidende Wende von der tonalen zur atonalen Musik dar. Er spielt hier bereits mit dissonanten Klängen, doch löst sich der Schluss noch immer in einem pompösen D-Dur auf. Das Werk leitet die entscheidende Wende zur Zwölftonmusik ein.
Das Stück war ursprünglich a cappella komponiert, doch setzte Schönberg später eine Orchesterpartitur hinzu. Zum einen hatte er gemerkt, dass es für Chöre schwierig war, das Stück harmonisch richtig und perfekt zu singen, und somit die Aussage der endgültigen, perfekten Harmonie den Zuhörern zu vermitteln. Zum anderen wurde ihm 1923, nach dem 1. Weltkrieg, bewusst, dass es eine Utopie ist, an die reine Harmonie unter den Menschen zu glauben.

Lea Schmidt