Plakat Bach Fischer Januar 2004

Bach: Jesu meine Freude / Fischer: Nun komm der Heiden Heiland

  • Autor:

    KIT Kammerchor

  • Datum: 31.01.2004
  • Ort: St. Peter und Paul Durlach

Mitwirkende

Mitwirkende Fischer Bach Januar 2004

Programm

Programm Fischer Bach Januar 2004

Aus dem Programmheft:

Zum Programm

Johann Caspar Ferdinand Fischer
wurde am 6. September 1656 in Schönfeld bei Karlsbad im Egerland geboren. Er besuchte das Piaristengymnasium in Schlackenwerth, wo er u.a. eine gediegene musikalische Ausbildung erhielt. Ersten Kompositionsunterricht erhielt er wahrscheinlich von dem Leiter der Hofkapelle A. Pfleger am Hofe des Herzogs Julius Franz von Sachsen-Lauenburg. Fischer wurde nach dem Tode Pflegers selbst zum Leiter der Hofkapelle ernannt.
Sein Wechsel an den Hof des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden lässt sich nicht genau datieren, ist aber spätestens im Sommer 1695 vollzogen worden.
Nach der Heirat des Markgrafen Ludwig Wilhelm mit Sybilla Augusta von Sachsen-Lauenburg regierte dieser zunächst von Schlackenburg aus, da seine Residenz in Baden-Baden während des Pfälzischen Erbfolgekrieges zerstört worden war. Im Jahr 1705 übersiedelte er mit seinem Hofstaat nach Rastatt. Der badische Hof blieb bis zu seinem Tod im Jahr 1746 Fischers Wirkungsstätte.
Fischers ausgereifter Kompositionsstil machte ihn zu einem der bedeutendsten Komponisten seiner Zeit. Sowohl in der Orgel- und der Instrumentalmusik als auch im Bereich der Chormusik schuf er großartige Werke und kein geringerer als Johann Sebastian Bach bezeichnete Fischer als eines seiner Vorbilder.
Von den vielen Messvertonungen Fischers ist die Missa „Nun komm der Heiden Heiland" oder „Missa in contrapuncto", wie sie auch genannt wird, die einzige, die im alten Stil, d.h. mit Generalbassbegleitung, geschrieben ist. Fischer schreibt die Messe über zwei Kirchenlieder, „Nun komm der Heiden Heiland" und „Wir wollen heute loben". Die erste Fassung war für den Advent, die zweite für die Fastenzeit geschrieben.
Das Verwenden von Chorälen in Messkompositionen war in der damaligen Zeit eine verbreitete Praxis und wurde vermutlich von evangelischen Komponisten eingeführt, nachdem seit Luther deutsche Kirchenlieder statt der lateinischen Ordinariumssätze gesungen werden durften. Im heutigen Konzert ertönt die Fassung zum Advent. Man hört die Melodie von „Nun komm der Heiden Heiland" deutlich zu Beginn des ersten Kyries in allen Stimmen. Aber auch an anderen Stellen in der Messe taucht sie kunstvoll und eher versteckt mehrmals auf.

Die Motette „Jesu meine Freude" von Johann Sebastian Bach erklang erstmals am 18.Juni 1723. Wie alle anderen Werke Bachs dieser Gattung ist auch sie ein Auftragswerk für einen Begräbnisgottesdienst und wurde für die Trauerfeier der Leipziger Oberpostmeisterwitwe Johanna Maria Kees geschrieben.
Obwohl Bach selbst Motettenkompositionen nicht sehr hoch eingeschätzt hat, nannte er die „Motetten Singer" doch geringschätzig solche, "so sich noch erstlich mehr perfectioniren müßen", verwendete er doch sehr viel Sorgfalt für seine Werke, als wolle er nochmals ein krönendes Gegenbeispiel kurz vor dem Verblühen der Gattung statuieren.
In der heute zu hörenden Motette Bachs erscheinen alle fünf Strophen des Chorals „Jesu meine Freude" von Johann Franck, unterbrochen von polyphonen Chorsätzen über Texte aus dem achten Kapitel des Römerbriefes von Paulus. Allein die Behandlung der fünf Choralstrophen ist an Kunstfertigkeit nicht zu überbieten. Als Beispiel sei nur der 3. Vers (Trotz dem alten Drachen) genannt, den Bach als eine dramatische Szene gestaltete, indem er die Choralmelodie und seine harmonische Struktur nur noch als strukturelles Gerüst verwendete, im Ausdruck und der Textgestaltung aber alle Register zog.
Die Motette ist symmetrisch aufgebaut. Im Zentrum steht der Chorsatz „Ihr aber seid nicht fleischlich, sondern geistlich". Die jeweils fünf Sätze davor und dahinter entsprechen sich in der Satzstruktur, die von schlichter Dreistimmigkeit bis in fünfstimmige Klangpracht variiert wird, so dass sich im Ganzen ein organischer Kreis bildet.
N.I.                         

Zu den Orgelwerken
Die fünf Ricercare aus Fischers „Ariadne Musica" entstanden wahrscheinlich 1715 in Schlackenwerth. Es ist anzunehmen, dass diese für die Advents-, Weihnachts-, Passions-, Oster- und Pfingstzeit komponierten Miniaturen im jeweiligen Kontext und nicht als Ganzes aufgeführt wurden. So entstand die Idee, mit Praeludien und Fugen aus dem „Blumen-Strauss" (nach 1732) einen Rahmen für die Ricercaras zu gestalten, um ihnen so einen Teil ihrer ursprünglichen Eigenständigkeit zurückzugeben.
Kurz nach 1700 komponierte J. S. Bach die Partita „Sei gegrüßet, Jesu gütig". In späteren Jahren überarbeitete und komplettierte er das Werk; durch eine kontinuierliche Entwicklung der kompositorischen Mittel erreichte er eine großartige Steigerung der Variationen bis hin zum fünfstimmigen, mit vollem Werk zu spielenden Satz Nr. 11, wobei die Choralmelodie mit Ausnahme der Var. 7 in Abwandlungen, aber stets plastisch hervortritt. 
S.F.