Distler: Weihnachtsgeschichte
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Autor:
KIT Kammerchor
- Datum: 13.12.2015
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Ort: St. Peter und Paul Durlach
Mitwirkende
KIT Kammerchor
Sopran: Bettina Dorn, Hannah Günther, Annika Haas, Manuela Henninger, Ulrike Kerssebaum, Anna Legeland, Carla Matthews, Anna Rapp, Gabriele Schreitmüller, Rita Ullrich,
Alt: Miriam Birnbaum, Ruth Hunger, Christine Joerger, Lena Lysko, Marion Moehrke, Zäzilia Seibold, Bettina Stegmaier, Jana Steinhoff, Amelie Welte
Tenor: Jan Bader, Malte Dresen, Thomas Kiefer, Jan-Peter Knoche, Paul Legeland, Max Miehle, Sebastian Zink
Bass: Christian Bauer, Jakob Boretzki, Matthias Burghardt, Kai Dolde, Philipp Heidel, Martin Hermatschweiler, Kalin Katev, Christian Punckt, Jörg Stickel, Peter Tholey, Simon Wertenbach
Solisten:
Christian Bauer I Erzähler
Lena Lysko I Maria
Manuela Henninger I Engel
Carla Matthews I Elisabeth
Peter Tholey I Herodes
Christian Punckt I Simeon
Leitung: Nikolaus Indlekofer
Programm
Aus dem Programmheft:
Über die Komponisten und ihre Werke
Die Weihnachtsgeschichte von Hugo Distler wurde im Jahr 1933 uraufgeführt. Die Arbeit an der Komposition fällt also in die Zeit der ersten Anstellung des jungen Kirchenmusikers und Komponisten in Lübeck. Die Erzählung der Geschehnisse von der Geburt Jesu Christi werden von Vorsängern und gemischtem Chor a cappella vorgetragen. Distler bezieht sich mit dieser Kompositionsform auf die bedeutenden frühbarocken Passionsvertonungen von Heinrich Schütz. Die Konzentration auf den zu verkündenden Text und die Beschränkung auf die menschliche Stimme machen auch die Eindringlichkeit der Komposition aus. Als roter Faden und als Ruhepunkte in der Erzählung durchziehen Variationen des bekannten Weihnachtsliedes „Es ist ein Ros entsprungen" das ganze Werk.
Hugo Distlers Leben und Wirken war sehr geprägt durch die bedrückende und unselige Zeit des Nationalsozialismus. Das Jahr der ersten Aufführung der Weihnachtsgeschichte war auch das Jahr der Machtergreifung Hitlers. Distler erhielt im Oktober 1933 eine Anstellung als Kompositionslehrer am Konservatorium in Lübeck nachdem er zuvor die Organistenstelle an St. Jakobi gekündigt hatte. Zunächst erhielt er gelegentliche Kompositionsaufträge von staatlicher Seite, aber mehr und mehr wurde er Opfer der Zensur und der Überwachung aller schriftlichen Äußerungen. Als eine Aufführung der Weihnachtsgeschichte am Lübecker Dom verboten wurde und die Gestapo einen seiner Schüler verhaftete, flüchtete Distler nach Stuttgart.
An der dortigen Musikhochschule erhielt er zwar eine Stelle als Dirigier- und Kompositionslehrer, aber hier wie auch an seiner letzten Stelle in Berlin litt Distler sehr an dem unberechenbaren Zwiespalt zwischen Anerkennung seiner Kunst und tiefer Verachtung und Aufführungsverboten.
Als er in Berlin den sechsten Gestellungsbefehl erhalten hatte - die ersten fünf konnte er abwenden - nahm er sich am 1. November 1942 mit 34 Jahren das Leben.
Der schwedische Komponist und Musikpädagoge Jan Sandström studierte zunächst in Piteà Schulmusik und Kontrapunkt und danach an der Königlich Schwedischen Musikakademie Komposition bei Gunnar Bucht und Brian Ferneyhough. Heute lehrt er selbst Komposition an der Hochschule in Piteà. Seine Bearbeitung des Weihnachtsliedes „Es ist ein Ros entsprungen" spürt dem schlichten Satz von Michael Praetorius in weichen Klangflächen und sich fast unmerklich verschiebender Harmonik in geheimnisvoller Stimmung nach.
Auch mit dem Magnificat von Heinrich Poos beziehen wir uns auf eine zentrale Textpassage der Weihnachtsgeschichte. Der Lobgesang der Maria bei Ihrem Besuch bei Elisabeth wird hier in der lateinischen Sprache vertont. Poos schreibt sehr subtil und mit viel Klangsinn. Mit seiner farbigen Tonsprache und expressiver Harmonik bringt er die einzelnen Textpassagen sehr prägnant zum Leuchten.
Im Jahr 1948 begann Heinrich Poos sein Studium in Berlin zunächst an der Kirchenmusikschule und ab 1954 an der Hochschule für Musik, wo er bei Erst Pepping Komposition und bei Erich Peter Dirigieren studierte. 20 Jahre jünger als Distler zählt Poos schon zur zweiten Generation der Erneuerer der deutschen Chormusik. Von 1955 bis 1970 wirkte er als Kantor in Berlin, unterrichtete Musiktheorie und lehrte bis 1994 als Professor an der Hochschule der Künste.
Poos, Distler und Pepping gehören für die deutsche Chormusik im 20. Jahrhundert zu den wegweisenden Komponisten, die immer höchste Ansprüche an die Qualität ihrer Kompositionen stellten, ohne den Bezug zur Praxis der Chöre und die Anforderungen der menschlichen Stimme aus dem Auge zu verlieren.
Mit der Motette für die Adventszeit „O lieber Herre Gott" aus der geistlichen Chormusik von Heinrich Schütz erinnern wir an das große Vorbild für die Kompositionen von Hugo Distler.
(Nikolaus Indlekofer)