Plakat Frank Martin Messe November 2004

Frank Martin: Messe

  • Autor:

    KIT Kammerchor

  • Datum: 20.11.2004
  • Ort: Erlöserkirche Karlsruhe

Mitwirkende

Kammerchor der Universität Karlsruhe

Sopran:   Antigona Vasquez, Barbara Rohrhuber, Claudia Querfeld, Frauke Harms, Gabriele Schreitmüller, Ingrid König, Manuela Henninger, Marianne Fischer, Ulrike Kerssebaum, Ute Friederike Schlee
Alt:   Christine Indlekofer, Julia Ose, Marion Moehrke, Michaela Kiefer, Miriam Eichler, Pamela Klein, Ruth Maucher, Susanne Berding, Ulrike Schmid
Tenor:   Andreas Hülsheger, Erik Burger, Holger Behnke, Jürgen Reuter, Lars Jacobs, Matthias Wissert, Paul Legeland, Thomas Kiefer
Bass:   Boris-Alexander Bolles, Gerhard Benitz, Jörg Stickel, Klaus Rohlffs, Matthias Burghardt, Michael Aschke, René Rütters, Tobias Wieczorek

Leitung: Nikolaus Indlekofer

Programm

Programm Frank Martin Messe November 2004

Aus dem Programmheft:

Zum Programm

Frank Martin wurde am 15. September 1890 in Genf geboren. Als jüngstes von zehn Kindern wuchs er in einer Familie auf, in der jedes Kind ein Instrument spielte. Frank erlebte also gleichsam von Geburt an lebendiges Musizieren in der Familie. Der Vater war Pastor in einer Gemeinde in der Nähe von Genf und in der Lage, der großen Familie einen gehobenen bürgerlichen Lebensstandard zu bieten.
Frank Martins Wunsch, Berufsmusiker zu werden, stieß zunächst auf wenig Verständnis. So studierte er von 1908-1910 Physik, wendete sich danach aber doch ganz der Musik zu. Der Unterricht, den er seit dem Jahr 1906 in Klavier, Musiktheorie und Komposition bei dem Privatlehrer Joseph Lauber erhielt, blieb seine einzige Unterweisung durch einen Lehrer. Von 1918 bis 1924 lebte er in Zürich, Rom und Paris, kehrte dann nach Genf zurück, wo er als Musiklehrer tätig war. Von 1943-1946 war er Präsident des schweizerischen Tonkünstlerverbandes. Von 1950 bis 1957 lehrte er Komposition an der Musikhochschule in Köln. Mit seiner aus Holland stammenden dritten Frau Maria zog er 1946 in die Niederlande, wo er bis zu seinem Tod am 21. November 1974 lebte. Martin zählt zu den bedeutendsten schweizer Komponisten des 20. Jahrhunderts.
Die Messe für Doppelchor entstand bis auf das Agnus Dei während Martins Romaufenthalt in den Jahren 1921 und 1922. Den letzten Teil schrieb Martin1926. Dass das Werk erst 1962 uraufgeführt wurde, hat seinen Grund darin, dass Martin selbst die Messe nie für eine Aufführung vorgesehen hatte. Für ihn war die Komposition eine sehr persönliche Auseinandersetzung mit dem Text und dem Inhalt des katholischen Messordinariums. Gleichwohl ist die Messe heute eines der meistgespielten Werke Martins und spricht mit ihrer intensiven, von der französischen Spätromantik geprägten Tonsprache den Hörer auf sehr direkte und emotionale Weise an.

Die Motette Mitten wir im Leben sind von Felix Mendelssohn Bartholdy ist wie die meisten Werke des Programms für Doppelchor geschrieben. Allerdings stellt Mendelssohn nicht zwei gemischte Chöre gegeneinander, sondern bildet einen Männerchor und einen Frauenchor als klangliche Register. Die Werkgruppe op. 23 entstand im Jahr 1830 in Rom. Sie enthält weiter fünf vierstimmige Chorsätze und ein achtstimmiges Ave Maria. Der Text der ersten Strophe stammt aus dem 15. Jahrhundert nach der Antiphon „Media vita in morte summus", die zweite und dritte Strophe wurde von Martin Luther gedichtet.

Dem Miserere von Zoltan Kodály liegt der erste Teil des Psalms 51 zugrunde.
Dem Autograph zufolge wollte Kodály in diesem Werk den gesamten Psalmtext in mehrere Sätze verteilt komponieren. Ein zweiter, dritter und neunter Satz sind als Fragmente erhalten. Nur der erste Satz mit den Psalmversen 1 bis 7 gelangte zur Uraufführung. Die Entstehungszeit lässt sich nicht genau festlegen, muss aber, dem Autograph in der Budapester Musikhochschule zufolge, vor dem 10. September 1903 gewesen sein.

Johannes Brahms hat sich in allen seinen Schaffensperioden mit der Form der Motette auseinandergesetzt. Sie sind nicht, wie etwa die Frauenchöre, aufgrund einer konkreten Aufführungssituation entstanden, sondern das Ergebnis seiner Auseinandersetzung mit der zentralen Form der geistlichen Chormusik. So orientiert sich Brahms in seinen Kompositionen überhaupt nicht an den in großer Anzahl vorhandenen zeitgenössischen Kompositionen, sondern vielmehr an den Motetten Johann Sebastian Bachs und satztechnisch an dem gesamten kontrapunktischen Material der alten Musik. Dabei zeigen die Motetten doch bei aller Strenge der Form den Ausdruckswillen und den spätromantischen Personalstil Johannes Brahms'.
In der Werkgruppe op.110 fasst Brahms drei Chorsätze zu einer Einheit zusammen. Zwei achtstimmige Motetten umrahmen ein vierstimmiges Kirchenlied in erweiterter Strophenform. Die Ecksätze zeigen in besonderer Weise, wie Brahms die Doppelchörigkeit in vollendeter Art beherrscht und die Textausdeutung in der satztechnischen Struktur der Musik begründet hat. Die dritte Motette dieser Werkgruppe ist das letzte Chorwerk in Brahms' Schaffen.

„O Tod, wie bitter bist du" ist der dritte von Regers sogenannten geistlichen Gesängen, die wie die Motetten von Brahms unter der Opuszahl 110 verzeichnet sind. Reger schrieb diese dritte Motette in nur fünf Stunden nieder. Der Text aus dem Buch Jesus Sirach wird in höchst expressiver Tonsprache in herben Dissonanzen und massivem Unisono dargestellt. Er mündet bei der Textstelle „O Tod, wie wohl tust du" in einen lichten sanft strömenden Choral, der das Werk in entrücktem Wohlklang beendet.
N.I.